Von Krisen und Möglichkeiten
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Von Krisen und Möglichkeiten
Dass der chinesische Begriff für „Krise“ gleichzeitig auch „Chance“ bedeutet, stimmt nicht ganz – und doch stimmt es gerade noch genug, um einen gewissen etymologischen Zauber zu entfachen – und damit Hoffnung. Denn wenn das chinesische Schriftsymbol für Krise (危机) und Chance (机会) auch nicht das gleiche ist, so teilen sich beide Bezeichnungen doch einen gemeinsamen Bestandteil – das 机, welches unter anderem für „Gelegenheit“ steht.
In Zeiten wie diesen reicht selbst diese kleine Anekdote, um optimistisch zu bleiben. Aber es gibt auch andere. So bezeichnet das griechische Wort für Krise (krisis) nicht etwa eine ausweglose Situation, sondern vielmehr den Wendepunkt eines gefährlichen Konflikts.
Nicht umsonst zeigen sich viele Beobachter der Märkte heute nicht unbedingt überrascht.
Dass „etwas“ passieren würde und das endlose Wachstum der Märkte nicht unbegrenzt weitergehen konnte, dass wir in Zeiten unbeschränkter Globalisierung irgendwann an eine nie dagewesene Herausforderung kommen würden – irgendwie hatte man es im Blut.
Dass es durch eine globale Pandemie – und so schnell – passieren würde, damit hatte man freilich weniger gerechnet. Jetzt ist sie da, die Krise, und die berechtigte Frage ist, welche Möglichkeiten sich tatsächlich aus ihr ergeben, vorausgesetzt natürlich, wir kriegen sie in den Griff. Dass dieser Text sich nur mit dem einen möglichen positiven Ausgang der Geschichte beschäftigt, hängt vor allem damit zusammen, dass der andere Ausgang eine Mad-Max-artige Zukunft zeichnet, in der wir alle unsere Anzüge für zerrissene Lederjacken tauschen und im Stadtwald auf Kaninchenjagd gehen.
Also rechnen wir einmal damit, dass die Krise bewältigt wird. Es ist ein warmer Junitag und Gruppen von mehr als 4 Personen sitzen wieder reihenweise im Park. Die Klopapier-Regale in den Supermärkten sind zum Bersten gefüllt. Und der eine oder andere denkt vielleicht wehmütig an die Zeiten zurück, als er noch in Unterhose vom Homeoffice aus arbeiten konnte.
Was werden wir wissen? Nun, zum einen werden wir ein für alle Mal verstanden haben, wie wichtig die Digitalisierung – und die damit verbundene Infrastruktur – ist.
Homeoffice, Remote Work und Digitale Stand-Ups sind keine Modeerscheinungen mehr. Sie definieren die Zukunft unserer Arbeitsweise im fortschreitenden 21. Jahrhundert. Während in Sachen Infrastruktur eindeutig der Staat gefragt ist, müssen dabei die organisatorischen Grundlagen durch die Unternehmen selbst erfolgen.
Der Switch von Präsenzzeiten im Office zum Arbeiten von Zuhause muss so nahtlos sein, dass man ihn gar nicht mehr bemerkt. Das bedeutet auch, dass sich hier neue Marktmöglichkeiten bieten. Nicht nur müssen Mitarbeiter in neue Prozesse eingearbeitet werden. Es müssen auch neue Kommunikationsmittel entworfen, neue Kanäle erstellt und neue Strategien erarbeitet werden. Das Prinzip „Homeoffice“ ist nicht länger ein hübscher Mitarbeiter-Benefit, der den Arbeitsvertrag noch appetitlicher macht. Es ist das Prinzip des „Weiterfunktionierens in der Krise“.
Ein weiterer Aspekt ist die Kommunikation an sich. Wenn Messen reihenweise ausfallen und Veranstaltungen abgesagt werden, stellt sich die Frage nach der Alternative. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass Events in den virtuellen Raum überführt werden.
Das eröffnet zukunftsweisende Optionen für Marketing und Kommunikation. Wenn Apple-Stores geschlossen sind und das Town-Hall-Meeting ausfällt, muss man eben kreativ werden.
Wie wäre es mit einer Website, die den Besucher durch Scrollytelling (also Storytelling durch das Scrollena auf einer Seite) und tolle Videos in die 25-jährige Geschichte des Unternehmens einführt. Oder mit einem virtuellen Messestand, den man dank VR-Brille vom heimischen Sofa aus erkundet. Steht uns vielleicht ein Lean-Communication Trend bevor, bei dem statt großer Kommunikations-Kampagnen zahlreiche kleine Aktionen geplant werden, die im Falle einer Krise leichter angepasst werden können?
Die Antworten auf diese Frage werden vermutlich Kommunikationsagenturen liefern, die mit neuen Konzepten und Ideen beratend an ihre Zielgruppe herantreten.
Und zu guter Letzt wäre da noch die Sache mit der Motivation. Es gibt gute Gründe, warum Menschen in einer Office-Atmosphäre bessere Leistungen erbringen. Einer davon ist die konzentrierte Arbeitsatmosphäre und die Bündelung von Energie auf ein gemeinsames Ziel. Das Argument, dass sich eine solche Energie nicht entfalten kann, wenn man zuhause in Jogginghose auf der Couch arbeitet, wird spätestens dann entkräftet, wenn man seinem 14-Jährigen Sohn dabei zuschaut, wie er sechs Stunden am Stück Fortnite im Multiplayermodus spielt.
Die erfolgreiche Bündelung von „Remote-Produktivität“ im virtuellen Raum ist auch unmittelbar mit Worten wie „Incentivierung“, „Gamification“ und „Rewards“ verknüpft.
Der Trick ist, Ablenkung zu vermeiden, um Höchstleistung zu erzielen. Dabei kann man sich hervorragend Inspiration aus der Agile-Szene holen und Mitarbeiter zu kleinen, virtuellen Teams bündeln, die in Scrum-Sprints kurze Arbeitseinheiten mit maximaler Produktivität absolvieren. Bereits heute helfen Apps wie Focus Keeper dabei, die Kraft der konzentrierten Produktivität auch am Arbeitsplatz zu entfesseln. Dieses Prinzip lässt sich auch auf Remote-Teamwork anwenden. Es tun sich also ungeahnte Pozentiale auf, wenn man bestimmte Learnings der Agile-Community mit Homeoffice-Zeiten kombiniert. So machen Unternehmen aus der Not eine Tugend – und aus der Krise wird plötzlich tatsächlich eine Gelegenheit, die man ergreifen sollte.
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