Das Ende der Einzigartigkeit? Wenn KI die letzte menschliche Idee aufgesogen hat - Liebchen+Liebchen

Das Ende der Einzigartigkeit? Wenn KI die letzte menschliche Idee aufgesogen hat

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Das Ende der Einzigartigkeit? Wenn KI die letzte menschliche Idee aufgesogen hat

Warum ist der Mensch der Schlüssel zur Originalität? Wieso können Maschinen niemals zu Schöpfern werden? Und was hat das alles mit Drake zu tun? Die Antworten finden Sie in unserem Blogartikel.

Die rasanten Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz haben unser Verständnis von Kreativität und Originalität revolutioniert. Doch was geschieht, wenn die KI irgendwann sämtliche verfügbaren Textinformationen verschlungen hat?

Der KI-Schleudergang: Endlose Wiederholungen und Verlust der Originalität

KI-Anwendungen produzieren zunehmend realistischere Texte, Bilder und auch Musikstücke, die von menschlichen Werken kaum zu unterscheiden sind. Ein eindrucksvolles Beispiel ist der KI-generierte Song ‚Heart on My Sleeve‘, der wie eine Produktion der US-Stars Drake und The Weeknd klingt. Obwohl das Stück eigentlich nur vorhandene Songs der beiden Künstler fragmentiert, abmischt und dann neu zusammensetzt, wirkte er für die Fans vollkommen neu und wurde millionenfach gestreamt. Dadurch wurden die Künstler selbst zu ihrer eigenen Konkurrenz. Dieses Beispiel zeigt exemplarisch die Ambivalenz dieser Technologie: Es locken eine Vielzahl von Möglichkeiten, aber auch unvorhersehbare Herausforderungen.

KI-Modelle werden mit riesige Mengen an Texten und Bildern gefüttert und anschließend werden diese Daten komprimiert, um neue Inhalte zu erzeugen. Das führt jedoch dazu, dass die Grenzen zwischen Original und Abbild verschwimmen. Wenn KI-Modelle immer wieder dieselben Daten recyceln, droht die Originalität verloren zu gehen, und es entsteht eine Endlosschleife von Wiederholungen.

Wenn das Lernen ausbleibt

Eine Forschungsgruppe aus Schottland und Deutschland prognostiziert, dass bis spätestens 2026 sämtliche digital verfügbaren Inhalte von KI-Modellen gelesen wurden. Sollten keine neuen menschlichen Daten mehr hinzukommen, könnten die Modelle beginnen, sich eigenständig zu trainieren. Das heißt, sie würden auf die von ihnen eigens generierten Daten zurückgreifen. Das Ergebnis wäre ein sogenannter „Modellkollaps“, bei dem KI-Anwendungen die Realität verzerrt wahrnehmen, da sie zunehmend auf fehlerhafte Daten aus früheren KI-Generationen zurückgreifen.

Wenn KI-Tools ausschließlich mit eigenen Inhalten trainieren, könnte dies außerdem zu einer Art „KI-Inzest“ führen und die Qualität der erzeugten Ergebnisse kontinuierlich abnehmen, vergleichbar mit biologischer Inzucht, bei der die genetische Vielfalt schwindet und das Risiko von Erbkrankheiten steigt. In der digitalen Welt würde dies bedeuten, dass die Kreativität und Originalität von KI-Modellen verkümmern, wenn sie nicht regelmäßig mit neuen, von Menschen generierten Daten versorgt werden.

Wie kann man sich das genau vorstellen? Ein Beispiel: Theodor W. Adorno prägte einst den Begriff der „Regression des Hörens“ in Bezug auf populäre Musik. Dabei rückt das bloße Wiedererkennen eines Stückes an die Stelle einer kritischen Bewertung. Adorno argumentiert, dass der Zuhörer nicht mehr fähig sei, Werke zu beurteilen: „Die Bekanntheit des Schlagers setzt sich an Stelle des ihm zugesprochenen Wertes“ (Theodor W. Adorno: Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen. II. Leichte Musik. In: Gesammelte Schriften. Band 14. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1973). Dieses Konzept lässt sich auch auf die KI übertragen: Wenn KI-Modelle immer wieder dieselben Inhalte recyceln, droht eine intellektuelle Stagnation, bei der neue Ideen und echte Originalität verloren gehen.

„Die Bekanntheit des Schlagers setzt sich an Stelle des ihm zugesprochenen Wertes“

Die Zukunft der Kreativität: Mensch gegen Maschine

Um einen drohenden Modellkollaps abzuwenden, wird deutlich, wie unverzichtbar menschliche Kreativität ist. Während KI-Modelle beeindruckende Datenverarbeitungsfähigkeiten haben, fehlt ihnen die authentische Originalität und Intuition, die ausschließlich Menschen besitzen. Generative KI-Werkzeuge sollten eher als Dienstleister und Prozessunterstützer denn als Schöpfer betrachtet werden. Sie können als Inspirationsquelle dienen, Abläufe optimieren und verschlanken, aber sie können die Originalität menschlicher Kreativität nicht ersetzen. Diese menschlichen Qualitäten sind unersetzlich und werden auch in einer von KI geprägten Zukunft von zentraler Bedeutung sein.

Die Erschöpfung digitaler Textressourcen und der drohende Modellkollaps der KI werfen wichtige Fragen über die Zukunft von Kreativität und Originalität auf. Menschliches Denken und Schaffen werden weiterhin eine grundlegende Rolle spielen, um die kulturelle und intellektuelle Vielfalt zu bewahren. In einer Welt, in der KI immer mehr Inhalte produziert, ist es daher entscheidend, den Wert und die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität anzuerkennen und zu fördern. So können wir sicherstellen, dass der Fortschritt der KI nicht zu Stagnation führt, sondern unsere Kultur und Gesellschaft bereichert und die menschliche Kreativität unterstützt.

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